Michael Preyer | Betriebsleiter & Winemaker

NEUES aus den Weingärten und dem Keller …

März 2024

Weingärten

Trotz des typischen Weinviertler Wetters in den Monaten Januar und Februar, geprägt von Nebel, Wind, Feuchtigkeit und Kälte, herrschten in den letzten Wochen ungewöhnlich milde Temperaturen.

Die Felder beginnen bereits zu ergrünen, in den Weinbergen sprießt das Gras, und bald stehen die ersten Marillenbäume in Blüte. Meine Großmutter hat für solche Phänomene stets eine passende Bauernweisheit parat, die sie wie folgt erklärt: „Ein Schaltjahr ist ein ungünstiges Jahr.“ Glücklicherweise müssen wir nicht allen Weisheiten Glauben schenken, obwohl viele davon ihre Berechtigung haben.

Wir sollten jedoch dankbar sein, dass der Winter dieses Jahr vergleichsweise nass war. Zwar lastet das trübe Wetter, das von häufigem Nieseln, Schneefall oder Regen begleitet wird, oft auf dem Gemüt, aber es ist allgemein bekannt, dass unser Grundwasserspiegel bedauerlicherweise kontinuierlich sinkt.

Mancher mag sich nun fragen, wozu wir die Winterfeuchtigkeit eigentlich benötigen. Gerade im Frühling, wenn das Wachstum einsetzt und die ersten warmen Tage einkehren, benötigen die Pflanzen viel Wasser. In Jahren mit geringen Niederschlägen während des Winters sind die Böden im Frühjahr bis in eine Tiefe von 30 cm ausgetrocknet. Die Feuchtigkeit des Winters trägt dazu bei, unseren Wasserhaushalt im Boden wieder aufzufüllen.

Da die Pflanzen in der Winterruhe verharren und die Temperaturen zu niedrig für eine Verdunstung sind, bleibt das Wasser erhalten. Deshalb bemühen wir uns, durch den Einsatz verschiedener Pflanzenarten und bodenangepasster Begrünungsmethoden so viel Wasser wie möglich zu bewahren, denn ohne Wasser kann nichts gedeihen.

Keller

Während die Arbeit des Winterschnitts in den Weingärten langsam zu Ende geht, herrscht im Keller reges Treiben: Zahlreiche Schläuche durchziehen den Raum, während Pumpen und Filter unermüdlich in Betrieb sind.

Bevor die meisten von euch ihren ersten Kaffee des Tages genießen, befinde ich mich bereits in meinem kleinen Verkostungsraum und probiere die ersten Weine. Dieses Ritual könnte man als klassisches Winzerfrühstück bezeichnen: Zuerst verbringe ich 1-2 Stunden mit der Weinverkostung, gefolgt von einem frischen Brot mit am Gselchten und am Gurkerl.

Jährlich bemühen wir uns, den Weinen genügend Zeit zur Beruhigung nach der Gärung zu lassen. Wir warten geduldig, bis sich alle Hefepartikel am Boden abgesetzt haben, was erfahrungsgemäß bis in die Monate Januar oder Februar dauern kann.

Ein gutes Beispiel hierfür ist unser Falko – eine Cuvée aus Muskateller, Welschriesling und Sauvignon Blanc. Wir warten, bis alle drei Komponenten vollständig vergoren und filtriert sind, bevor wir mit der Verkostung beginnen. Wer annimmt, dass wir einfach die Inhalte dieser drei Tanks zusammenführen, irrt sich gewaltig. Im Durchschnitt wird jede Mischung sicherlich 20-30 mal verkostet, bevor sie als fertig betrachtet wird.

Die jährlich nahezu gleichbleibende Geschmacksqualität des Falko hängt stets vom Verhältnis der Sorten ab. Dieses Jahr ist der Gelbe Muskateller viel fruchtiger als im Vorjahr, weshalb der Anteil des Welschrieslings in der Cuvée etwas höher ist. Zudem weist der Sauvignon Blanc dieses Jahr weniger intensive Brennnessel- und Grasaromen auf als letztes Jahr, weshalb sein Anteil im Falko ebenfalls angehoben wurde. Oftmals führt schon ein Prozent mehr einer Sorte zur Perfektionierung der Cuvée.

Für den Winzer ist es jedes Jahr aufs Neue eine nervenaufreibende Frage: Wird der Wein geschätzt? Wie wird er ankommen? Was sagen die Weinkenner? Erst nach den ersten Messen oder wenn die ersten positiven Rückmeldungen eintreffen, findet man wieder zu ruhigem Schlaf.

DÜRNBERG FINE WINE AG • Neuer Weg 284 • 2162 Falkenstein • Österreich
T: +43 (0)2554 85 355 0
weingut@duernberg.at

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